Heimchen am Herd?

Ist es gut oder schlecht, dass das Betreuungsgeld jetzt gekippt wurde?

Ich hasse den Herd! Das schon mal gleich vorweg. Ich gehöre nicht zu der Sorte Mamas, die ihre Erfüllung beim Backen oder Kochen finden. Manchmal tue ich es ganz gern, aber mit einem quengelnden Kleinkind im Hintergrund gerate ich schon mal unter Stress. Obwohl der Herd nicht mein Lieblingsplatz ist, habe ich sie selbst kassiert, die umstrittene Herdprämie, offiziell Betreuungsgeld genannt. 150 Euro gab es bisher für Eltern, die ihr Kind zwischen dem 15. Und 36. Monat zu Hause betreuen, statt es in eine Kita zu schicken. Letzte Woche Mittwoch hat das Bundesverfassungsgericht in einem einstimmigen Urteil entschieden, dass der umstrittene Zuschuss nicht rechtmäßig ist. Grund: Der Bund ist nicht zuständig, die Länder hätten entscheiden müssen.

Vom Betreuungsgeld Kippen kaufen?
Als ich die Meldung gelesen habe, hatte ich gemischte Gefühle. Zuerst dachte ich: „Sehr schade für die Eltern, die gerade das Betreuungsgeld beziehen und in ihrem Budget fest damit rechnen!“ Sie haben jetzt eventuell schon wieder eine Finanzsorge mehr oder können ihrem Kind weniger kaufen. Im Vorfeld gab es oft negative Berichterstattung zum Thema Betreuungsgeld. Das Hauptargument der Gegner: Kinder aus sozial schwächeren Familien und von Migranten würden dann eher vom Kindergarten daheim bleiben, weil die Eltern lieber das Geld kassieren. Einmal war sogar eine Karikatur in der Zeitung, in der die Mutter vom Betreuungsgeld Alkohol und Zigaretten kaufte. Daraufhin brach bei den Leserbriefen ein Sturm der Entrüstung los. Beinahe hätte ich mich auch beteiligt. Mein Elterngeld lief letztes Jahr im November aus, das heißt, ich bekam im Oktober das letzte Mal Geld. Ursprünglich hatte ich das so gar nicht auf dem Schirm. Eigentlich gibt es damit ja gar nicht 12 Monate Elterngeld, denn in den ersten Wochen der Geburt erhält man ja noch Mutterschutzgeld und das wird dann mal schön als zu den 12 Monaten gehörig angesehen. Insofern also eine Mogelpackung! Aber beschweren wir uns mal nicht, das Elterngeld ist eine Super-Sache und ich bin froh, dass es das gibt. So kann man sich die Zeit nehmen, sein Baby zu betreuen, ohne sich um die finanzielle Seite zu viele Gedanken zu machen.

Leichter 50er-Jahre-Flair
Als das Elterngeld schließlich ausblieb, fühlte ich mich schon komisch, nur mit dem Kindergeld und ansonsten so ganz ohne eigenes Einkommen. Dabei waren wir in der sehr komfortablen Lage, eine Weile nur mit dem Geld von Papa Majsan auszukommen. Trotzdem war ich es bisher immer gewohnt, selbst Geld zu verdienen. Eigentlich wollte ich auch nach dem ersten Jahr wieder arbeiten gehen, aber Mima erschien mir noch sehr klein und ich wollte sie noch ein paar Monate länger zu Hause betreuen. „Beantrage Betreuungsgeld, das steht dir schließlich zu“, sagten Freunde. Ich tat es, wenn auch mit gemischten Gefühlen. An den Argumenten der Gegner, dass das Betreuungsgeld dazu dient, vor allem uns Frauen zu Hause am Herd zu behalten, ist irgendwie ja schon was dran. Dem haftet so ein leichter 50er-Jahre Flair an, als sich die Frau zwischen den vier Ks bewegte und unter den Ks war sicher nicht das Wort Karriere. Eventuell haben auch ein paar Familien ihre Kinder deshalb nicht in die Kita geschickt, obwohl ein Kita-Besuch für sie zur besseren Integration und Förderung gut gewesen wäre. Aber die Karikatur aus der Zeitung war doch ziemlich beleidigend: Immerhin bin ich überzeugte Nichtraucherin und habe noch nie in meinem Leben Geld für Zigaretten ausgegeben! Es waren nicht nur sozial schwache Familien, die das Betreuungsgeld bezogen haben, auch wenn das in den Medien gerne so dargestellt wurde. Ich habe auch das Betreuungsgeld bekommen und einige meiner Freundinnen ebenfalls. Und ich zähle uns definitiv nicht zu den kette-rauchenden, im Alkohol schwelgenden Kindervernachlässigern, die sich mit 150 Euro im Monat einen Karibik-Urlaub finanzieren 😉 Ich gehe davon aus, dass es meist verantwortungsvolle Eltern sind, die das Geld beantragt haben und dass die Mehrzahl nicht sozial schwach ist.

Es war einfach ein kleines Extra-Einkommen für mich. 150 Euro Betreuungsgeld plus das Kindergeld waren insgesamt etwas über 300 Euro. Das müsste man schon über ein Jahr lang ansparen, um davon den Karibik-Urlaub zu finanzieren, ohne was davon auszugeben natürlich 😉 300 Euro ist ein kleines Einkommen, aber wie schnell ist das Geld wieder weg? Ein Zoo-Besuch zu dritt mit Mima plus Eis: 20 Euro weg. Ein Kindersitz: über 300 Euro weg. Neue Schuhe für Mima: 50 Euro weg (die gleiche Summe, die für mein letztes Paar Schuhe drauf ging, nur mit 90 Prozent weniger Material, das man dafür bekommt). Was bleibt dann am Ende des Monats von den 300 Euro übrig? Allein bei einem Einkauf im Drogeriemarkt fielen zu meinen Betreuungsgeldzeiten mit Windeln und Babynahrung schon fast 100 Euro an. Das Leben ist teuer geworden! Ich kann mir daher nicht vorstellen, dass die sozial schwächeren Familien sich vom Betreuungsgeld einen Mercedes gekauft haben.

Tag der Steuerzahler mittlerweile am 6. Juli
Warum habe ich das Geld damals beantragt? Weil ich die Unterstützung gebrauchen konnte und weil es mir zustand. Schließlich bezahlen Papa Majsan und ich Jahr für Jahr auch jede Menge Steuern. Wenn ich sehe, welchen Anteil die Einkommenssteuer bei meinem Gehalt ausmacht und wie die Differenz zwischen Brutto und Netto aussieht, könnte ich Tränen in die Augen kriegen. Mittlerweile ist der so genannte Tag der Steuerzahler, also der Tag, ab dem man sein Geld behalten und für sich ausgeben darf, auf den 6. Juli gerückt. Alles vor dem 6. Juli Verdiente geht für Steuern und Sozialabgaben drauf. Daran, was damit manchmal gemacht wird, darf ich gar nicht denken. Man denke an Gewehre, die bei Hitze nicht schießen oder so tolle Projekte wie den Flughafen Berlin-Brandenburg oder Stuttgart 21. Deshalb fand ich es OK, vier Mal 150 Euro monatlich vom Staat zu bekommen. Und dann noch für eine gute Sache: den Steuerzahler von morgen großzuziehen 😉

„Setzen – sechs!“
Ideologisch stand ich nicht so ganz hinter dem Betreuungsgeld. Ich bin froh, dass mein Kind heute schon ab einem Jahr in den Kindergarten gehen kann und nicht erst ab drei Jahren, wie das in meiner Kindheit noch war. Drei ganze Jahre zu Hause zwischen Babybrei, Windeln und Kochtöpfen – das wäre für mich nicht das Richtige gewesen. Ich gehe gerne arbeiten und genieße es, rauszukommen, was anderes zu sehen und ein wenig zum Familieneinkommen beizutragen. Ganz abgesehen davon, werden Fachkräfte händeringend gesucht und wir Mütter sind sehr oft nicht nur gut ausgebildet, sondern auch sehr gut organisiert. Ich möchte hier nicht die Frauen kritisieren, die sich bewusst dafür entschieden haben, für ihre Kinder zu Hause zu bleiben. Es ist schön, wenn man ganz intensiv und bewusst Zeit mit den Kindern verbringen kann und möchte! Das muss jede Mama selbst entscheiden. Ich finde das Ganze einfach sehr schlecht gemacht. Warum überprüft man nicht vorher, ob der Bund für das Betreuungsgeld zuständig ist? Da haben aber ein paar CSU-ler ihre Hausaufgaben nicht gemacht. „Setzen, sechs!“, würde es dafür in der Schule heißen. Was tun nun die Eltern, die in den kommenden Monaten fest mit dem Geld gerechnet haben? Wen oder was wollen wir in unserem Land unterstützen? Sind nicht Familien generell eine lohnende Investition?

Neben dem Betreuungsgeld müsste noch mehr in Kitaplätze investiert werden. Ich selbst war in der glücklichen Lage, sofort einen Kindergartenplatz für Mima zu bekommen. Freundinnen von mir, die in Ballungsräumen großer Städte wohnen, hatten es unendlich schwer und mussten ewig suchen, bis sie einen Platz bekamen. Das ist sehr schade, denn wenn eine Mama arbeiten will, sollte es auch die entsprechenden Betreuungsmöglichkeiten geben. Und was tun nun die Mamas, die bewusst mit ihren Kindern zu Hause bleiben und denen ein kleines Zusatz-Einkommen gut tun würde? Ganz klar! Die ziehen jetzt alle nach Bayern, weil ja der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer versprochen hat, dass dort weiter Betreuungsgeld ausgezahlt wird. Unser „Vorzeige-Bundesland“ ist also das reinste Schlaraffenland – ein Glück, dass dort die liebe, nette CSU seit 2013 mal wieder allein regiert. Darauf eine Brezn und eine Mass – Prosit!

munikationsprofi_Kinderhandy

Hallo, Haaalllooo, Haaaaallllloooooo!

Das Kleinkind als Kommunikationsprofi?

Immer gut gelaunt und freundlich, offen und ohne Berührungsängste – so ist meine Mima zur Zeit. Vielleicht sollte ich mir an ihr ein Beispiel nehmen, denn immerhin bin ich in der Kommunikationsbranche tätig. Aber zu einem Verhalten, wie es Mima zeigt, fehlt mir einfach die Energie und an manchen Tagen schlicht die Lust. Auch ist die kommunikative Ader meiner Tochter manchmal nervig.

Egal, wo wir sind, sie grüßt jeden, aber auch wirklich jeden! Wenn wir im Dorf spazieren gehen, ruft sie laut „Hallo!“ Und wehe, derjenige achtet nicht auf sie. Dann ruft sie lauter und langanhaltender „Haaalllooo? Haaaaaallllllloooooo!!!“ Bis die Leute dann reagieren und ihr ein Lächeln oder ebenfalls ein „Hallo“ schenken. Im Dorf geht das ja noch, denn es gibt mir die Gelegenheit, mit Nachbarn oder Bekannten ein bisschen zu plaudern. Dadurch bin ich meistens in punkto Dorfleben „up to date“ 😉 Etwas anstrengender wird es dann im Supermarkt. Oft habe ich keine Einkaufsliste dabei und muss währenddessen überlegen, was ich brauche. Es kam auch schon mal vor, dass ich im Supermarkt war, die Einkaufsliste aber noch in der Küche lag oder Mima sie vor lauter Langeweile in ihre Einzelteile zerlegt hatte. Wenn sie nicht gerade eine Brezel kaut, von der wir dann hinterher nur noch die Tüte bezahlen, anfängt, aus dem Einkaufswagen zu klettern oder die reingelegten Sachen wieder rausschmeißt, spricht sie Leute an – und zwar ALLE Leute, die in dem Supermarkt sind! Manchmal ist mir das überhaupt nicht recht. Denn sie spricht auch solche an, die ich auf den ersten Blick total unsympathisch finde. Meist kommen die dann noch ganz nahe ran und machen „dutzi, dutzi“ bei meinem Kind, was mir dann noch weniger gefällt und mich noch mehr vom Einkaufen abhält.

Erstaunlich und interessant ist es aber, zu sehen, wie die Leute reagieren. Da könnte man eine regelrechte Sozialstudie machen. Als wir auf einer Reise durch die USA waren, kamen Papa Majsan und ich mit einer Supermarktkassiererin dort ins Gespräch. Sie fragte, woher wir stammen und sagte dann mit einem Unterton: „Oh, Germany! Dort ist es in den Supermärkten ganz schrecklich, weil alle Leute so extrem gehetzt sind, wenn nicht sogar gereizt.“ Später las ich ähnliche Begebenheiten im Buch von Carol Kloeppel (Dear Germany, eine Amerikanerin in Deutschland). Wieder zurück in Deutschland begann ich, mehr darauf zu achten und musste mit Schrecken feststellen, dass ich mich genauso benahm wie oben beschrieben. Der Lebensmitteleinkauf machte mich zur gnadenlosen Jägerin. Schon, wenn ich auf den Parkplatz einbog oder es regnete, schaltete ich auf chronisch schlechte Laune um. „Nur schnell, schnell alles einpacken, damit es vorbei ist“. Keine Millisekunde konnte ich warten, ich musste im Rekordtempo an alle Regale und die Sachen in den Wagen werfen. Nur ja alles schnappen und an den langsameren Einkäufern vorbei!

Viele Leute machen es ähnlich wie ich damals. Sie sehen nur sich und achten kein bisschen auf ihre Mitmenschen, die auch gerade einkaufen. Und genau diesen Leuten ruft Mima lauthals ein freundliches „Hallo!“ zu. Es ist interessant, wie Leute, die gereizt und gehetzt erscheinen, darauf reagieren. Ganz wenige beachten sie gar nicht und merken nicht mal, dass Mima sie gemeint hat, aber das ist wirklich nur die Minderzahl. Die große Mehrheit kann dem Charme eines goldigen Kleinkindes nämlich nicht widerstehen. Die Wandlung, die mit den Leuten vorgeht, wenn sie merken, sie sind tatsächlich gemeint, ist schon erstaunlich. Von einem kleinen Lächeln bis zu einem Strahlen und einem netten kleinen Gespräch mit Mima und Mama ist alles drin. Plötzlich werden auch unsympathisch erscheinende Schnäppchen-Jäger zu ganz netten Menschen und ich muss meinen ersten Eindruck korrigieren. Neulich hat sie an der Supermarktkasse dem Mann hinter mir alles Mögliche „erzählt“: Dass sie Haare hat und eine Jacke an, dass auf dem Parkplatz Autos stehen, dass ich ihre Mama bin, dass ihre Mama eine Tasche hat etc. Der Mann machte mit, zeigte ihr auch seine Tasche und erzählte ein bisschen. So ist das Warten an der Kasse recht kurzweilig.

Richtig interessant wird es aber erst, wenn wir auf den Markt gehen. Denn auch hier schreit Mima jedem lauthals ihr „Hallo“ entgegen. Gerade samstags laufen wahre Menschenmassen über den Markt. Und wenn einige von ihnen dann noch stehenbleiben, um „dutzi, dutzi“ bei dem goldigen Kind zu machen, dann kommt die Mama gar nicht mehr voran. Mittlerweile brauchen wir für unseren Marktgang eine geschlagene Stunde länger, weil Mima mit jedem in Kontakt tritt und dazu auch noch laufen will – natürlich nur in die entgegengesetzte Richtung wie ich.

Einerseits bin ich ja froh, dass mein Kind kein ängstliches Mäuschen ist, das sich permanent hinter mir versteckt. Aber manchmal wäre es mir lieber, sie wäre etwas zurückhaltender. Jemand aus der Verwandtschaft hat neulich auch einen neuen Aspekt erwähnt: Irgendwann muss sie lernen, dass sie nicht zu jedem gehen soll und nicht jeder Mensch freundliche Absichten hat. Natürlich erkläre ich ihr irgendwann in aller Deutlichkeit, dass sie niemals mit einem Fremden mitgehen oder gar in dessen Auto steigen darf. Aber noch ist es dafür zu früh. Sie versteht es eben noch nicht und geht mit ihrer kindlichen Neugier und ihrer unvoreingenommen Art auf Menschen zu, egal, wie alt sie sind, wie sie aussehen, etc. Da kann man als Erwachsener einiges davon lernen. Und die gute Stimmung, die sie verbreitet, geht oft genug auch auf mich über. Als Mama versuche ich, beim Einkauf möglichst entspannt zu bleiben und nicht mehr auf der Jagd zu sein. Das gelingt mir auch, wenn Mima mir nicht gerade Kekspackungen aufreißt oder die Tomaten auf den Boden wirft. Und wer weiß, vielleicht macht sie irgendwann ihre kommunikativen Fähigkeiten auch mal zum Beruf – Mama würde sich freuen 😉

Sta(d)tt der Liebe?

Warum Paris seinen Reiz verloren hat – zumindest für mich als Mama

Wow, Paris, was für Chancen: ein toller Job, eine kleine Wohnung an der Seine, Shoppen bis zum Umfallen, Ausgehen und viel Spaß – davon habe ich als Studentin geträumt und mir vorgestellt, wie schön das wäre. Aber das Leben ändert sich und damit auch die Träume. Nach unserem Berlin-Trip wollten wir vor einigen Tagen weitere Szenen in Paris und Brüssel drehen und brachen zu einer Zwei-Tages-Tour mit dem Auto auf.

Croissants und Kaffee in Paris, ein Videodreh vor dem sonnigen Eiffelturm und vor allem zwei Tage „in Freiheit“ ohne Kind, so stellte ich mir das vor. Aber als wir in Paris ankamen, überfiel mich wieder das selbe schale Gefühl wie vor ein paar Jahren, als ich dort beruflich an einer Messe teilnahm. Aus dem sonnigen Videodreh wurde nix, denn gerade, als wir in die Stadt hineinfuhren, fing es an zu regnen. Dazu pfiff ein kalter Wind. Wir steuerten das Hotel an, stellten das Auto auf dem Parkplatz ab und bezogen unsere Zimmer, die für Pariser Verhältnisse günstig und gut waren. Auch der Mitarbeiter an der Rezeption war sehr nett und ich konnte mal wieder französisch sprechen. Wegen des Regens entschied ich mich schweren Herzens für meine Wanderschuhe, die zu meinem Outfit so gut passten, wie ein Smoking zum Papst, aber kalte, nasse Füße sind auch nicht gerade ein Traum.

Wir zogen los Richtung U-Bahn und trotz Sonntag wimmelte es überall nur so von Menschen. Typisch Großstadt eben, aber ich bin es nicht mehr gewohnt. Auch meine Nase nicht, die seit der Schwangerschaft (oft muss man sagen, leider 😉 noch viel empfindlicher geworden ist, als sie es vorher schon war. Hier ein Deo, da ein schweres Parfüm und der Geruch nach verbrannten Reifen und Plastik in der U-Bahn, das war fast zu viel für mich. Ich hatte noch nichts gegessen und musste erst mal einen Schluck Wasser nehmen. Dazu viele gehetzte Menschen, von denen man den Eindruck hatte, dass sie eben nicht auf einem schönen Sonntagsausflug waren.

Unter anderem spazierten wir unter dem Eiffelturm durch.

Unter anderem spazierten wir unter dem Eiffelturm durch.

Immerhin entschädigte mich der Anblick des Eiffelturmes. Selbst im Regen sieht er immer noch imposant aus und wir drehten unsere Szenen. Bei einem Spaziergang über den Champ de Mars unterm Eiffelturm hindurch gönnten wir uns eine Schoko-Crèpe und einen Cappuccino, was meinen Kreislauf wieder stabilisierte. Danach wollten wir uns weiter die Stadt anschauen und fuhren auf das Montparnasse-Hochhaus. Das 210 Meter hohe Gebäude bietet einen atemberaubenden Blick über ganz Paris. Man sieht, wie die Straßen sternförmig verlaufen, bekannte Gebäude und so weiter. Aber eines fehlte mir: Grün! Außer dem Montparnasse-Friedhof, ein paar Dachterrassen und dem Champ de Mars vor dem Eiffelturm war fast nirgends ein Baum oder ein Strauch zu erkennen. Wir genossen trotzdem die Aussicht und beschlossen, mit der U-Bahn Richtung Notre Dame zu fahren.

Unten in dem stickigen Schacht ertönte leise Musik. Menschenmengen huschten vorbei und verschwanden im Schlund der U-Bahn. Im letzten Moment erreichte eine Familie mit zwei Kindern unseren Waggon. Unter sichtlicher Anstrengung und schwitzend wuchteten sie ihren Kinderwagen in das Abteil. Danach mussten die Kinder einige Zeit still sitzen und entschieden sich für den Schoß des Papas. Wie wäre es, sein Kind in einer Großstadt aufzuziehen? Was würden wir sonntags machen? Wo geht man mit einem Kleinkind hin, wenn es nirgendwo grün ist? Sind die Kinder denn hier glücklich? Fragen über Fragen schossen mir durch den Kopf und ich dachte an Mima. Ich wusste, dass sie zusammen mit Papa Majsan und ihrem Onkel einen Spaziergang zu einem Biergarten im Wald machte. Da machte sich plötzlich eine große Sehnsucht breit: nach Mima, meiner Familie, bekannten Gesichtern und nach einem schönen Spaziergang mitten im Wald, wo die Vögel pfeifen. Wo ein Kind gefahrlos herumrennen kann. Wo es statt nach Deo, Plastik und Schlimmerem einfach nach Tannennadeln und Holz duftet. Wo der nächste Spielplatz wartet und die Kinder Hühner und Rehe anschauen können. DAS bedeutet für mich heute Erholung und nicht das Sitzen in einer muffigen Großstadt-U-Bahn.

Ich wüsste nicht, was ich an einem Sonntag in Paris mit einem Kleinkind dort unternehmen sollte. Schließlich weiß es weder den Eiffelturm, noch Notre Dame zu schätzen. Ganz abgesehen von den Gefahren durch den vielen Verkehr, Menschen, die es vielleicht nicht gut mit einem meinen etc. Dann doch lieber auf dem Land leben! Trotz der atemberaubend schönen Bauwerke, die Paris bietet, hatte ich das Gefühl, unser Wohnort liegt im Vergleich dazu mitten im Paradies. Zumindest erscheint es mir als Mama mit Kleinkind attraktiver als eine Großstadt. Heute kann ich mir nicht mehr vorstellen, in Paris zu leben! Dann doch eher München (da habe ich mal zwei Jahre gewohnt und fand die Lebensqualität ganz prima) oder vielleicht noch Berlin (das ist etwas sauberer und im Vergleich dazu auch viel billiger).

Ganz abgesehen von den Pariser Preisen. Kneipen und Cafés gibt es an jeder Straßenecke. Trotzdem muss man auch als gut-französischsprechende Touristin aufpassen, nicht übers Ohr gehauen zu werden. Überall locken Schilder mit 15-Euro-Menüs. Die würde man ja noch bezahlen, aber nicht zusätzlich nochmal 15 Euro für den Wein! Hier muss man schon ein wenig suchen oder in die Seitenstraßen gehen, um nicht anschließend 10 Euro für einen Espresso zu zahlen. Nach ein bisschen Suchen fanden wir schließlich ein ganz kleines, schnucklig eingerichtetes tibetanisches Restaurant, das mit bunten Tüchern geschmückt war. Die Bedienung war sehr freundlich und das Essen lecker Inklusive Kaltgetränk und Espresso kamen wir mit 18 Euro hin – für Pariser Verhältnisse prima 😉

Aber auch in einer Großstadt gehen einmal die Lichter aus, vor allem in der U-Bahn. Da es schon spät war, mussten wir leider unseren Plan mit einem Spaziergang über den Montmartre fallen lassen. Vor einigen Jahren habe ich mal die letzte U-Bahn verpasst und musste anschließend drei Stunden lang bei Nacht und Regen durch die Stadt laufen. Das war mir eine Lehre. Auch das Publikum im Bahnhof war nicht gerade das freundlichste. Zum Glück waren wir zu fünft unterwegs, allein wäre mir nicht wohl gewesen. Auf dem Fußweg zum Hotel konnten wir dann schließlich nochmal die Vorzüge einer Großstadt genießen. Sonntagsabends um halb 12 hatte tatsächlich noch ein kleiner Supermarkt geöffnet. Wir nahmen ein paar Getränke und Knabbereien mit und machten es uns im Hotel noch ein bisschen gemütlich.

Pariser Frühstück mit Schokocroissant und Obstsalat.

Pariser Frühstück mit Schokocroissant und Obstsalat.

So waren wir am nächsten Tag fit für Brüssel. Frühstückstechnisch haben die Franzosen in den letzten Jahren zum Glück etwas aufgerüstet und so erwartete uns statt eines lapprigen Croissants mit Espresso ein Frühstücksbuffet mit Wurst, Käse, Obstsalat, Müsli, Kaffee, Saft und natürlich Croissants. Wir fuhren Richtung Belgien und ich ließ nochmal das Pariser Vorstadtleben auf mich wirken: die Graffiti, die vielen Autos, die chic gekleideten Menschen auf dem Weg zur Arbeit. Ein paar Stunden später standen wir etwas außerhalb von Brüssel vor dem Atomium und drehten auch dort ein paar Szenen. In der Stadt selbst schauten wir uns den Marktplatz an. Ich war noch nie in Brüssel, aber die prachtvollen Gebäude beeindruckten mich sehr und erinnerten mich ein wenig an den Münchner Marienplatz. Außerdem kam mir die Stadt etwas sauberer vor als Paris. Mit einer typisch belgischen Waffel im Gepäck machten wir uns schließlich auf den Heimweg. Innerhalb von zwei Tagen hatte die Mama von Mima viel erlebt. Es war schön, mal wieder „rausgekommen“ zu sein und was anderes gesehen zu haben. Aber um nichts in der Welt würde ich mit den Einwohnern von Paris oder Brüssel tauschen wollen! Am schönsten ist es doch zu Hause bei der Familie im Grünen 😉

Imposant: Das Atomium vor den Toren von Brüssel.

Imposant: Das Atomium vor den Toren von Brüssel.

# Working Mum: Das bisschen Baby und Haushalt

Endlich auch für mich wieder „richtige Arbeit“

Es war ein Hit, der heute noch auf jeder Schlagerparty gespielt wird. „Das bisschen Haushalt“ flötete Johanna von Koczian 1977 ins Mikro. Der Song hielt sich damals 33 Wochen in den deutschen Charts. „Chauvi-Schnee von gestern“ möchte man meinen und drüber lachen, aber manchmal bleibt einem trotz Humor das Lachen im Halse stecken. Haftet doch dem guten Stück was erschreckend Aktuelles an – und das in Zeiten, in denen die Väter den Kreißsaal erobert haben und meist auch ein paar Wochen Elternzeit nehmen.

Gegen Ende meiner Elternzeit ächzte mein Gehirn nur noch: „Geistige Nahrung! Ich verhungere!“ Zwischen Windeln, gefühlten 20.000 Mal pro Tag „Nein“ sagen, Babytreffs und Pekip verlangte es auch mal wieder seinen Tribut. Und juhu!!! Seit April arbeite ich wieder mit 30 Prozent. Das macht richtig Spaß, denn für mich war das „Nur-Hausfrau-und-Mutter-Dasein“ nix! (Und außerdem, was heißt da „nur“? Respekt vor den Mamas, die sich dafür entscheiden, es ist im Gegensatz zum Büro der härtere Job 😉 In so einem Haushalt grüßt einfach nur täglich das Murmeltier: Kind versorgen, einkaufen, putzen, kochen, Bett beziehen, aufräumen – da möchte man Abends meinen, man hätte „echt was geschafft“, wenn man todmüde auf die Couch sinkt. Doch da, was ist das? Aaaaarghhh, schon wieder Krümel auf dem Boden, schmutziges Geschirr auf der Küchenablage und der Mülleimer quillt auch über, obwohl man ihn doch gerade erst geleert hat.

Dagegen hatte es Sysiphos in der altgriechischen Mythologie echt noch gut: Er musste einen Felsblock auf einen Berg hinaufschieben. Zwar rollte er ihm jedes Mal kurz vor dem Gipfel wieder runter, aber er hatte wenigstens nur EINE Aufgabe. Ein Haushalt ist dagegen unendlich 😉 Außerdem hatte er kein Kind, das ihn ständig beim Schieben unterbrach. Mein Projekt, den Badschrank von innen zu putzen und zu entrümpeln dauerte geschlagene drei Tage. Einmal hatte Mima genau dann Hunger, einmal die Windel voll und dann eine Quengelphase, schließlich war es langweilig, wenn sich die Mama nicht mit ihr beschäftigte!

Wie erholsam ist es dagegen im Büro. Man hat zwar den üblichen Stress mit Termindruck und großem Arbeitsaufkommen, aber man wird nur ab und zu von den Kollegen oder dem Telefon unterbrochen und am Ende des Tages hat man einen Artikel geschrieben, Fotos dazu ausgewählt, ein Meeting vorbereitet, die Webseite aktualisiert etc. Und – das allerbeste – all das Erarbeitete ist auch am nächsten Morgen noch da!

Manche Männer können das nicht so richtig nachvollziehen. Wenn sie nach Hause kommen, wundern sie sich, warum die Mama, die ja grad so schön in Elternzeit ist, müde ist oder Kopfschmerzen hat (Dauergeschrei ist das beste Mittel, um eine mittlere Migräne hervorzurufen). Schließlich hat Mama ja den ganzen Tag „frei“. Von diesem Phänomen konnten einige meiner Freundinnen ein Lied singen (keinen Schlager aus den 70ern!). Eine von ihnen lauerte abends schon regelrecht hinter der Tür, bis sich der Schlüssel im Schloss drehte. Dann wollte sie ihrem Mann noch im Mantel am liebsten die Kinder direkt an seine Aktentasche heften. Nur leider hatte der schon andere Ideen, wie er gern seinen Abend verbringen wollte. „Puh, war es heute im Büro wieder anstrengend – ich muss jetzt dringend mal ausspannen. Weißt du, du hast ja wenigstens eine Mittagspause, ich gar nicht. Und außerdem ist das RICHTIGE ARBEIT, die ich mache! Du kannst ja den ganzen Tag zu Hause bleiben!“ Sagte es, setzte die Kinder auf den Boden und flätzte sich auf die Couch. „Aber wir müssen noch einkaufen“, sagte sie in fassungslosem Ton. „Dann geh doch – und nimm bitte die Kinder mit!“ Mit dem nachfolgenden Vulkanausbruch hatte er nicht gerechnet. Sie fing so an zu heulen, dass er sich schließlich erbarmte, einkaufen zu gehen und dabei eines der Kinder mitzunehmen. Nach einer halben Stunde drehte sich schon wieder der Schlüssel im Schloss: „Schatz, so kann ich nicht einkaufen gehen! Klein-Timmi nörgelt und weint die ganze Zeit im Einkaufswagen. Nimm du ihn!“ Und weg war er. Nach Herzenslust stöberte er alleine und in Ruhe im Supermarkt herum und fand sogar noch Zeit für einen Plausch mit der Frau hinter der Käsetheke. Derweil durfte meine Freundin zu Hause ihre „Freizeit“ mit ihren drei Kindern verbringen.

Also ich bin froh, jetzt nicht mehr „den ganzen Tag frei“ zu haben, sondern auch wieder ins Büro zu gehen. Ist zum Teil richtig entspannend da – kein Genörgel, kein Geschrei, keine Wäscheberge! Die darf ich dann nach Feierabend bearbeiten, denn das bisschen Haushalt macht sich leider doch nicht von allein. Allerdings ist es jetzt etwas in den Hintergrund gerückt und „läuft so mit“. Wenn mal was nicht so akkurat ist, mache ich mir auch keinen Stress mehr. Wichtig ist mir, dass ich pro Tag noch mindestens eine halbe Stunde mit Mima was unternehmen oder mit ihr spielen kann. Meistens bekommen wir das hin. Nur für meinen Blog bleibt jetzt wirklich weniger Zeit, was man an den Zeiträumen zwischen den Artikeln sieht. Ich werde mir Mühe geben und mir weiter was einfallen lassen. Aber seht es mir nach, wenn´s mal etwas länger dauert 😉

Her royal beauty: Mit der Frisöse in den Kreißsaal

Wie sieht Otto-Normal-Mama zehn Stunden nach einer Geburt aus?

Schön und strahlend wie immer lächelte sie in die Kameras der Papparazzi: Herzogin Kate nur zehn (!!!) Stunden nach der Geburt ihrer Tochter Charlotte. Überall sah man die Bilder. Prima, endlich mal gute Nachrichten zwischen all den schlimmen Dingen, über die sonst so berichtet werden muss. Ich war blass erstaunt – wie kann man kurz nach einer Geburt SO aussehen? Perfekt aus dem Ei gepellt und schon fast wieder schlank. Meine Freundinnen, die auch kleine Kinder haben, haben sich auch gefragt, wie so was sein kann. Klar, mit viel Kohle und Stylisten! In einem Facebook-Post von Bunte war dieser Tage zu lesen, dass Kate ihre Stylistin ins Krankenhaus kommen ließ und auch noch ihre Frisöse. Und dann stand da noch, dass sie diesmal nicht ganz so natürlich aussah wie nach der Geburt ihres ersten Sohnes George. Von wegen mehr Make Up und kaschierender Kleidung und so.

Normalerweise habe ich die Bunte ja nicht zu Hause. Ich lese sie immer beim Frisör oder wenn ich bei meiner Mutter bin, dann aber umso ausgiebiger. Dann bin ich auch wieder up to date, wer sich gerade von wem getrennt hat, wer geheiratet hat und welches C-Filmsternchen gerade durch schlechtes Styling aufgefallen ist. Aber nun griff sogar die FAZ das Thema auf: Durchaus mit einem ironischen Touch – gut so. Denn seien wir mal ehrlich: So etwas macht einer Otto-Normal-Mama fast schon ein bisschen Angst. Wie sah ich vor 18 Monaten nach der Geburt aus? Einfach nur fertig statt strahlend! Nach einem dreitägigen Geburtsmarathon mit heftigen Wehen, der schließlich kurz vor der totalen Erschöpfung mit einem Kaiserschnitt endete, sah ich so aus wie ich mich fühlte: Wie vom Bagger überfahren und dann „durch die Bach geschleift“. Statt in Hahnentritt-Kleid und Jimmy-Choo-Stilettos empfing ich die Familie am nächsten Tag im labbrigen Schwangerschafts-Jogging-Anzug. Die Hormone gaben mir den nötigen Kick, um ein bisschen zu lächeln und mich trotz Riesen-OP-Narbe aufrecht zu halten. Kein Hypno-Birthing und keine Stylisten zu sehen wie bei Kate. Wenn ich mir heute die Fotos kurz nach Mimas Geburt anschaue, dann ist das einzig schöne darauf mein Baby 😉 Das sind eben Fotos aus dem „real life“.

Da Mima sich auch kurz nach ihrer Geburt in den Kopf gesetzt hatte, dass sie pausenlos gestillt werden wollte, konnte ich in der gesamten Krankenhauszeit weder ein Auge zutun, noch auch nur den geringsten Gedanken an irgendein Make Up fassen. Ganze zwei Mal schaffte ich es innerhalb dieser Woche in die Dusche. Für eine Stylistin und eine Frisöse hätte ich da auch gar keine Zeit gehabt, es sei denn, meinem persönlichen Dienstboten-Stab hätte auch noch eine Amme angehört. Auch das Outfit musste in den nächsten Monaten leiden: Es passte mir nämlich nix mehr. Da ich keinen Personal-Trainer besitze, der mich zwei Mal pro Tag bei Yoga und Krafttraining anleitet, hat sich bis heute ein Bäuchlein gehalten. Aber immerhin passe ich jetzt wieder zumindest teilweise in Kleidergröße 38 und habe mir auch ein schönes gelbes Kleid gekauft wie Kate (wenn auch nicht mit Hahnentritt-Muster und auch nicht vom Designer).

Ehrlich gesagt, möchte ich trotz des schönen Bildes, das die Herzogin in der Öffentlichkeit bietet, um kein Geld der Welt mit ihr tauschen. Auch wenn sie Nannys, Stylisten, Frisöre, Personal-Trainer und Designer um sich schart. Ich möchte niemals so in der Öffentlichkeit stehen. Allein der Druck, zehn Stunden nach einer Geburt (was ein sehr persönlicher und unglaublich emotionaler und familiärer Moment ist), vor eine Presse-Meute treten zu müssen und zu wissen, dass die Bilder um die ganze Welt gehen! Das möchte ich nicht erleben. Nach der Geburt wollte ich eigentlich nur mit meinem Baby zusammen sein und es in Ruhe kennenlernen. Vielleicht wollte Kate das ja auch lieber? Wer weiß, wie sie sich während des ganzen Styling- und Foto-Zirkus gefühlt hat? Respekt für ihr Aussehen, aber ne, ne, da möchte ich nicht tauschen! Dann lieber den Familienbesuch mit ungewaschenen Haaren empfangen!

Aber wenn schon bei der Gelegenheit ein bisschen Träumen erlaubt ist, dann hätte ich gerne Kates Putzfrau, die könnte dann zumindest das von mir so heiß geliebte Putzen des Badezimmers und der Küche übernehmen. Und dann hätte ich gerne noch einen Koch, der natürlich nur gesunde und frische Spezialitäten in einer kreativen Vielfalt zubereitet (vielleicht auch ab und an mal Sushi ;-). Es gibt ja Mamas, die mit Hingabe in der Küche stehen, zu dieser Spezies gehöre ich aber nicht. Jede Woche zerbreche ich mir aufs Neue den Kopf, was ich denn nun schon wieder kochen soll und wie es am aller-turbo-schnellsten geht. Ja und dazu dann noch den Personal-Trainer, der mir hilft, die ganzen Kalorien, die sich beim Schlemmen angesammelt haben, wieder zu verbrennen. Eine schöne royale Welt! Wenn ich mir aber dazu vorstelle, auf Schritt und Tritt von Papparazzi verfolgt zu werden, von einem Termin zum nächsten zu jagen und gar keine Zeit mehr für mein Kind zu haben – ja, dann tun es auch meine bescheidenen Kochkünste und mein Aerobic-Kurs einmal die Woche. Ich bin ganz zufrieden damit, eine Otto-Normal-Mama zu sein und Mima nicht im Scheinwerferlicht zu wissen 😉

Ein Sträußchen für die Mama

#Muttertag: Nur Kommerz oder ist da mehr dran?

Überall Blümchen, überall Ausmal-Bilder oder Herzen – man hat es in den letzten Tagen mal wieder hauptsächlich in den Geschäften gemerkt, dass ein Ereignis ansteht. Ob Aldi, Blumenladen oder Baumarkt – überall wurde damit geworben: „Am 10. Mai ist Muttertag“. „Uff, schon wieder!“ habe ich früher manchmal gestöhnt. Gerade war der Weihnachts- und Geburtstagsmarathon abgeebbt, da musste man sich schon wieder ein Geschenklein ausdenken. Als Kinder haben wir natürlich viel gebastelt, gemalt oder selbst ein Blümchen gepflückt. Dazu wollten wir der Mama was Gutes tun und haben sie damit überrascht, dass am Sonntagmorgen das Frühstück fertig war, wenn sie aufstand. Kleine Kinder, kleine Gesten – dafür aber umso schöner!

Nach vielen Muttertagsgeschenken, die ich mir schon ausgedacht habe in meinem Leben, habe ich mich letztes Jahr gefreut: „Zum ersten Mal bin ich selbst Mama – Juhu!“ Aber die Freude nahm ein jähes Ende, denn niemand interessierte sich für diese Tatsache. Mima war mit ihren sechs Monaten natürlich noch viel zu klein. Aber auch Papa Majsan fand den Tag nicht wichtig. „Das kann später mal Mima übernehmen. Du hast doch alles, was du brauchst“, meinte er lapidar. Ich glaube, ich brauche nicht zu erwähnen, dass daraufhin der Haussegen bei Familie Majsan ziemlich schief hing. Die Enttäuschung bereitete sich wie eine verdorbene Mahlzeit in meinem Bauch aus. Nicht, weil ich jetzt unbedingt etwas Materielles haben wollte, sondern weil schlichtweg ziemlich oft vergessen wird, was wir Mütter eigentlich alles leisten:

•    Den Tag durchorganisieren, planen und komplett nach dem Kind ausrichten
•    Einkaufen gehen und dafür sorgen, dass alle satt werden
•    Aufräumen, sauber machen
•    Wäscheberge von der Größe des Mount Everest abtragen
•    Dem Kind was beibringen
•    Mit dem Kind was unternehmen oder spielen
•    Nachts aufstehen, wenn das Kind weint
•    Arbeiten gehen

Und das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus unserer Job-Beschreibung. Außer beim letzten Punkt besteht unser Lohn lediglich darin, ein Lächeln des Kindes zu kassieren. Was ja auch schön ist. Aber ein Lächeln des Papas trägt auch mal zu unserer Freude bei. Und daher finde ich den Muttertag nicht nur Kommerz, sondern sinnvoll. Mir ist eine selbstgepflückte Blume oder ein ehrliches Dankeschön viel wichtiger als ein riesiger Blumenstrauß oder ein Klunker. Es geht einfach um die Anerkennung dessen, was man so den ganzen Tag tut. Es wird oft als so selbstverständlich angesehen, dass es untergeht. Sätze wie „Ach, du bist nur beim Kind zu Hause!“, finde ich unmöglich. Was heißt da „nur“? Nach einem Tag zu Hause mit Kind bin ich abends viel müder als früher nach einem langen Arbeitstag im Büro – siehe Liste oben!

Nun ist nach einem Jahr wieder Muttertag und ich habe mich schon bei meiner Mutter und bei meiner Schwiegermutter bedankt. Heute erst verstehe ich so richtig, was auch sie alles geleistet haben und leisten und ich finde es richtig, einmal von Herzen „Danke!“ zu sagen. Ich habe das mit Blumen getan und von beiden ein Lächeln geerntet. Schade, dass man für so was extra einen Tag braucht. Sollte man nicht öfter mal übers Jahr seiner Mama „Danke“ sagen oder „Ich hab dich lieb“? Bestimmt! Aber da muss ich mich auch dran erinnern, es zu tun.

Was mich selbst angeht, habe ich mich trotz der Pleite vom letzten Jahr auf heute gefreut. Mima kam mir am Freitag im Kindergarten entgegen und hatte ein kleines Geschenklein für mich. Sie lief freudestrahlend auf mich zu und drückte es mir in die Hand. Ich war ganz gerührt. Nun bin ich gespannt, wie der Tag weiter läuft. Es ist schön sonnig und wir haben einen Ausflug geplant, das ist schon mal vielversprechend 😉

Und weil ich beschlossen habe, selbst etwas aufmerksamer zu sein, geht heute mein Dank an alle anderen Mamas! Das ist euer Tag – genießt ihn und lasst euch verwöhnen!

„Mima, deine Oma hat mir die Tür aufgemacht!“

Ein Satz, den ich möglichst niemals hören möchte

#Mama-Glück mit 20 oder lieber mit 40? Wann ist das „richtige Alter“, um ein Kind zu bekommen? Eine Antwort darauf gibt es nicht, denn die muss jede Familie für sich selbst finden. Ich war 35 und galt damit schon als „Risikoschwangere“, was mich sehr erstaunte. In den verschiedenen Kursen und Krabbelgruppen war ich immer eine der Ältesten. Allerdings waren die meisten anderen Mamas auch schon über 30 und damit nur ein paar Jahre jünger. Und ein paar Jahre hin oder her sind eigentlich auch egal. Oder?

Obwohl ich keine ganz junge Mama bin, haben mich die Presseberichte der letzten Wochen sehr erstaunt: Da erwartet eine 65-jährige Berlinerin Vierlinge! Überall wurde diese Geschichte diskutiert und sie hat mich zum Nachdenken gebracht. Spiegel-Autorin Heike Le Ker fragte dazu in ihrem Artikel „Wollen wir alles, was wir können?“ – eine interessante Frage! Annegret R., die schwangere 65-Jährige, eine alleinerziehende Mutter, die schon 13 Kinder hat, sagt dazu: „Ich bin der Meinung, dass jeder sein Leben so leben sollte, wie er es möchte!“ Grundsätzlich sehe ich das ganz genauso, bin aber im vorliegenden Fall nicht mit ihr einer Meinung. Hier geht es schließlich nicht nur um ihr Leben, sondern auch das der Vierlinge und der 13 Kinder, die sie schon hat. Eine riesige Verantwortung, wie ich finde!

Es ist sicher sinnvoll, dass man als Frau ab einem gewissen Alter, und damit meine ich jetzt nicht 30 oder 40, sondern 50 und älter, auf natürlichem Weg keine Kinder mehr bekommen kann! Sinnvoll, sowohl für die Gesundheit der Mutter, als auch für die des Kindes. Wenn ich daran denke, dass ich mit 35 schon als „Risikoschwangere“ eingestuft wurde, wie hoch ist das Risiko dann mit 65?? Ich finde, dass die Mutter in diesem Fall ein zu hohes Risiko eingeht, sowohl für sich als auch für ihre bereits geborenen und noch ungeborenen Kinder. Selbst wenn alles gut läuft, was ich natürlich sehr hoffe, wie will eine 65-Jährige mit vier kleinen Babys und 13 Kindern klarkommen? Ich fand es manchmal als 35-Jährige mit einem Baby anstrengend. Mima hält auch die Großeltern auf Trab, wenn sie dort ist und die sind dann Abends entsprechend müde. Sie sind in einem ähnlichen Alter wie Annegret R. Ich könnte mir nicht vorstellen, dass sie nächtelang „durchmachen“ und sich dann noch um 4 Babys kümmern könnten – und sie sind immerhin jeweils zu Zweit und nicht alleinerziehend wie Annegret R. Wie will die Frau das schaffen? Frage ich mich. Bis die Kinder aus dem Gröbsten raus sind, ist sie immerhin fast 70.

Und überhaupt: Wer möchte denn gerne von einer über 70-jährigen Mutter eingeschult werden? Vor Jahren war ich mal bei einer Freundin zu Gast, die schon recht alte Eltern hat. Das bedeutet: Sie ist so alt wie ich, die Eltern mittlerweile Mitte 70. Ich hatte noch eine Bekannte dabei, die das nicht wusste. Sie sagte dann völlig unbedarft zu meiner Freundin: „Dein Opa hat uns eben die Tür aufgemacht!“, daraufhin meine Freundin wütend: „Der Opa ist mein Vater!!!“ Eine sehr peinliche Situation, von der ich niemals möchte, dass sie mir mit Mima passiert – auch wenn ich jetzt nicht die jüngste Mama bin. Wie muss es später erst den Kindern von Annegret R. ergehen? Sagen die Freunde der Vierlinge dann vielleicht: „Eure Ur-Oma hat uns die Tür aufgemacht.“? Vorstellbar wäre es. Was, wenn Annegret R. irgendwann mal nicht mehr so fit ist? Wie will sie ihren Kindern hinterherrennen? Mit dem Rollator? Die 80 wird sie erreichen, wenn die Kinder 15 sind. Wie werden die das wohl finden?

Abgesehen davon, besteht eine der schlimmsten Situationen im Leben darin, irgendwann die eigenen Eltern zu verlieren. Annegret R.s Vierlinge haben nur die Mutter und die ist schon in einem fortgeschrittenen Alter. Da ist die Gefahr größer, dass die Mutter krank werden und sich nicht mehr um sie kümmern könnte oder die Kinder noch minderjährig ihre Mutter verlieren könnten. Und dann wären sie gleich Vollwaisen. Wer würde sich um sie kümmern? Die 13 Geschwister? Ich hoffe natürlich sehr für die Kinder und die Mutter, dass diese Fälle nicht eintreten!

Klar soll jeder sein Leben so leben, wie er am glücklichsten ist – aber ohne andere dabei zu beeinträchtigen. Die Entscheidung von Annegret R. betrifft nicht nur sie selbst, sondern wie gesagt auch ihre 13 „großen“ Kinder und die vier Babys, die sie erwartet. Deshalb finde ich ihr Handeln verantwortungslos – sich selbst und ihren Kindern gegenüber.

Wie denkt ihr darüber? Hinterlasst mir gerne Kommentare.

Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!

Verrückter Wochenend-Ausflug einer Mama – ohne Mann und Kind

Manchmal muss man ein bisschen „crazy“ sein, um was Schönes zu erleben. Und kleine Pausen vom Mama-Dasein wirken wahre Wunder. Für unser neues Theaterstück im November ist ein Film geplant. Und den wollten wir an interessanten Original-Schauplätzen drehen. Am vergangenen Sonntag stand deshalb eine Tagesfahrt nach Berlin in meinem Terminkalender (ohne Familie, dafür aber mit den „Theaterleuten“). Verrückt insoweit, als Berlin nicht gerade um die Ecke liegt. Morgens um 6 Uhr los und am frühen Montag um 1 Uhr nachts wieder daheim klingt nach einem anstrengenden Tag. Für mich als Kleinkind-Mama war es aber eine echte Erholung: Einen ganzen Tag unterwegs sein ohne Kind – das bedeutet Freiheit. Mima wusste ich bei Papa, Onkel und den Großeltern in den besten Händen.

Gut gelaunt starteten wir zu viert zu einer mehrstündigen Zugfahrt. Im Gepäck hatten wir neben der Kamera, Sonnenbrillen und unseren Kostümen auch vier Cityroller, mit denen wir durch die Innenstadt fahren wollten. Ich war erstaunt, wir konnten uns in Ruhe unterhalten. Ich durfte tatsächlich ganze Sätze zu Ende sprechen, ohne plötzlich aufzuspringen oder ohne dass jemand dazwischen gebrabbelt hätte 😉 Von fern hörte man mal ein Kind weinen: „Zum Glück nicht meins!“, dachte ich mit einem breiten Grinsen und lehnte mich im Sitz zurück.

Mit einer Stunde Verspätung kamen wir schließlich gegen 13 Uhr in Berlin an. Ich war zwar schon ein paar Mal dort, stieg aber zum ersten Mal im 2006 eröffneten Hauptbahnhof aus. Ich war beeindruckt von dem riesigen Glasgebäude und der unmittelbaren Nähe zum Regierungsviertel. Kaum angekommen, klappten wir unsere Cityroller auf und düsten los. Ich hatte ganz vergessen, wie viel Spaß es macht, mit so einem kleinen Roller durch die Gegend zu fahren. Ich freute mich wie ein Kind über die Bewegung nach der langen Zugfahrt und den Rest des Tages, der mit seinen Sehenswürdigkeiten und Dreharbeiten noch vor uns lag. (Wenn Mima mal Laufrad fahren kann, muss ich mir unbedingt so einen Roller kaufen – dann haben wir geteilte Freude 😉

Unsere erste Station führte uns am Kanzleramt vorbei zur Wiese am Reichstag. Wir drehten ein paar Szenen und rollten weiter zum Brandenburger Tor, wo wir wieder die Kamera zückten. Danach bekamen wir Hunger und wollten uns berlintypisch mit einer Currywurst stärken. Ein schönes Lokal mit einer riesigen Bücherwand bot sogar eine literarische Currywurst an – das klang gut! Wir bestellten erst mal Getränke und warfen einen Blick in die alten Bücher, die – passend zum Literatur-Stil – auf dem Tisch lagen. Zuerst kam die Bedienung mit Brot und ich dachte automatisch: „Gott sei Dank! Erst mal Ruhe!“ Dann fiel mir ein: „Mima ist gar nicht dabei, wir können hier so lange sitzen, wie wir wollen!“ Naja und dann saßen wir und saßen und saßen länger als wir wollten, die Currywurst kam nicht. Irgendwann wurde uns auch ohne Kind das Warten zu lang und wir fragten nach. „Ah, tut uns leid, det haben wa verjessen!“, war die lapidare Antwort. Schade, denn neben dem Literarischen hätten wir wirklich gern noch was Kulinarisches genossen.

Rund um den Fernsehturm und das Rote Rathaus sieht es im Moment "wüst" aus, denn hier wird das U-Bahnnetz weiter ausgebaut

Rund um den Fernsehturm und das Rote Rathaus sieht es im Moment „wüst“ aus, denn hier wird das U-Bahnnetz weiter ausgebaut

Mit hungrigen Bäuchen fuhren wir weiter Richtung Unter den Linden und Gendarmenmarkt. Dort entdeckten wir ein wahres Paradies, das unsere Herzen höher schlagen ließ: Einen riesigen Laden voll mit Schokolade: Balsam und Nervennahrung für jede Mama-Seele 😉 Vor lauter süßen Verführungen wusste ich gar nicht, wo hinschauen und was auswählen. Wir nahmen verschiedene Trinkschokoladen to go – ein Traum im Pappbecher! Dann entschied ich mich schließlich für Schokostangen verschiedener Geschmacksrichtungen, einen Schokololly für Papa Majsan und ein Schoko-Berlin-Bärchen für Mima.

„Was sie jetzt wohl gerade macht? Ob sie ihren Mittagsschlaf hatte? Ob sie ein neues Wort gesprochen hat?“ – Trotz eines Tages „in Freiheit“ musste ich ziemlich oft an Mima denken. Ich ertappte mich dabei, dass ich in jeden Kinderwagen schaute oder, wenn ich kleine Kinder sah, dachte: „Ach wie schön! So eine kleine Maus habe ich auch!“ Obwohl ich den Tag sehr genoss, hatte ich doch manchmal Sehnsucht nach meiner Mima und das Gefühl, dass etwas fehlt.

Unsere letzte Station führte uns an den Alexanderplatz vor den Fernsehturm. Dann rollerten wir die ganze Strecke zurück bis an den Hauptbahnhof. Dort meldeten sich unsere currywurstfrei gebliebenen Mägen. Und was passt bei Zeitmangel besser als eine andere „Berliner Spezialität“? Klar, wir genehmigten uns auf dem Bahnhofsvorplatz in der Sonne noch einen Döner, der soll ja 1972 in Berlin erfunden worden sein. Nach der Mahlzeit sah ich aus wie sonst meine Tochter. Als „gute Mama“ fand ich tatsächlich noch Feuchttücher in der Handtasche. Welch ein Glück! Und da war er wieder, der Gedanke an meine Mima. Nach meinem schönen, kinderfreien Tag fuhr ich voller Vorfreude nach Hause.

Unglückliche-Mütter

#regrettingmotherhood: Non, je ne regrette rien

Trotzdem habe ich manchmal vom Mama-Dasein die Nase voll!

„Unglückliche Mütter – sie wollen ihr Leben zurück“ lautete unlängst der Titel eines Artikels aus der Süddeutschen Zeitung. Der schlug so hohe Wellen, dass sogar die Tagesthemen und die örtliche Tageszeitung darüber berichteten. Für eine Studie wurden 23 israelische Frauen befragt – an sich noch keine Sensation, denn 23 Befragte sind nur eine sehr kleine Gruppe und Israel ist ja schon einige Kilometer weit weg. Aber der Inhalt birgt Zündstoff: Da sagt eine Mutter, sie hätte nur noch Schwierigkeiten und Sorgen seit der Geburt der Kinder. Eine andere kann die Glücksgefühle anderer Mütter nicht nachvollziehen.

In dem Artikel geht es um eine Studie zu einem „verbotenen Gefühl“, nämlich dem Gefühl, das Muttersein zu bereuen. Die befragten Mütter würden ihre Kinder rückgängig machen, wenn es denn ginge. „Schock, Skandal!!!“ mag man da schreien, ist es doch total in Mode, ultraglücklich zu sein, wenn man Kinder hat. Gerade auf Facebook lese ich oft Einträge, die wie folgt lauten: „Meine Kinder sind das größte Glück des Universums. Nichts und niemand kann dieses Glücksgefühl beschreiben“. Dagegen habe ich noch nie einen Eintrag entdeckt, der lautet: „Mein Kind nervt, gerade könnte ich es auf den Mond schießen“. Sowas gibt man halt öffentlich nicht zu, es ist gesellschaftlich nicht erwünscht. Als Mutter hat man das Glück automatisch gepachtet, basta! Egal, wie nervig der Nachwuchs gerade ist! Insofern hat die Studie etwas angestoßen, nämlich auch mal öffentlich über die negativen Seiten des Elternseins zu sprechen, ohne sich dafür schämen zu müssen. Das finde ich gut so, denn zum Teil wird das Elternsein in der öffentlichen Meinung regelrecht glorifiziert. Deshalb trauen sich manche Eltern wohl nicht, ehrlich zu sein, Motto: „Also bei uns ist das Abendessen immer entspannt. Unser Sohnemann konnte schon von Anfang an mit Messer und Gabel essen.“ Haha!

Und nun gebe ich – ungelogen – was Schreckliches zu: Auch ich wünsche mir manchmal mein „altes Leben“ zurück. Seit Monaten ist Mima ziemlich anstrengend. Es gibt Momente, da bin ich nicht nur erschöpft und genervt, sondern am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Die Kleinkindphase, in dem das Kind sein Ego, seinen Willen und die ganze Welt entdeckt, ist manchmal schier zum Verzweifeln. Einmal waren wir samstags einkaufen. In einem Laden gab es günstig Regenkleidung für Kinder. Leider hatte der Laden so blöde Stufen am Eingang, dass ich Mima aus dem Kinderwagen nehmen musste, sie tragen und den Wagen hinterherhieven. In dem Geschäft flitzte sie prompt überall hin und begann, die Regale auszuräumen. Mein 10-faches Nein ignorierte sie, drehte sich um und machte weiter und strahlte noch dabei. Es ging nicht anders, ich musste sie schnappen. Gleichzeitig musste ich noch den Wagen navigieren, meinen Geldbeutel holen und die EC-Karte rausfischen. Während dieses ganzen Vorgangs schrie Mima wie am Spieß und wand sich wie ein Aal in meinem linken Arm, in dem die Muskeln vor Anstrengung schon zu zittern begannen. Mir standen die Schweißperlen auf der Stirn. Nicht nur wegen der körperlichen Anstrengung, sondern auch wegen des Stresspegels. Ich hatte das Gefühl, alle starren mich an.

Genauso ging es mir in den kommenden Wochen beim Metzger, in der Parfümerie und in diversen Restaurants. Aus Mitleid grasten wir überall was ab: eine Scheibe Wurst, Gummibärchen, einen Lutscher und so weiter. Das sorgte aber nur ein paar Minuten für Ruhe, dann ging es gleich umso heftiger weiter. Manchmal wäre ich vor Scham am liebsten im Boden versunken. Die Taufe an Ostersonntag, während der wir Paten wurden, überstanden Papa Majsan und ich nur, weil wir Mima eine halbe Packung Kekse und einen Becher Trauben essen ließen. Ich weiß selbst, dass das pädagogisch nicht sinnvoll ist, wusste mir aber nicht mehr anders zu helfen. Von der anschließenden Feier hatten wir auch nicht viel, da wir immer abwechselnd mit dem Kind durchs Restaurant laufen mussten. Ich linste sehnsüchtig in Richtung eines Pärchens, das sein erstes Kind gerade erst erwartet. Sie konnten von der Vorspeise bis zum Dessert in aller Seelenruhe das köstliche Mahl genießen und sich miteinander unterhalten. Uns war dann auch ein Dessert vergönnt, allerdings nur, weil Papa Majsan mit Mima eine Runde spazieren war und sie im Kinderwagen schlief. Da konnten wir über ihren Kinderstuhl hinweg auch mal ein paar Sätze miteinander wechseln.

Ja, in solchen Momenten wünsche ich mir mein altes Leben zurück. Voller Sehnsucht denke ich daran, wie ich mir meinen Tag selbst einteilen konnte und ganz in Ruhe Dinge erledigte, ohne mich dabei abzuhetzen. Ich denke an meine Junggesellinnenwohnung, wo mich Papa Majsan besuchte und wir frisch verliebt waren. Wo wir so lange schliefen, wie wir wollten, aßen, was und wann wir wollten, uns stundenlang miteinander über tiefgreifende Themen unterhielten.

Und doch bereue ich es grundsätzlich nicht, Mama zu sein. Ich habe mir schon immer ein Kind gewünscht. Und nun ist mit Mima mein größter Wunsch in Erfüllung gegangen. In einem Erziehungsratgeber, den ich neulich gelesen habe stand: „Niemand kann einem ein so großes Glücksgefühl oder auch ein Gefühl unendlicher Verzweiflung bereiten wie das eigene Kind. Denn es ist der Mensch, der einem am nächsten steht“. Dieser Satz hat mich sehr berührt und auch beruhigt, denn er trifft ziemlich genau meine Gefühle. Anette von Herzgespinst hat auch über die Ambivalenz des Mama-Daseins gebloggt. Sie schreibt in ihrem Beitrag, dass sie ihre Kinder liebt, aber das Konzept der Mutterschaft selbst „nicht ihrs“ ist. Sie braucht Alleinsein, Freiheit, ist eine Nachteule und hält sich nicht gern sklavisch an Termine. Ich stimme ihr in allen Punkten zu. Mir geht es genauso. Manchmal frage ich mich, was ich früher mit all meiner Zeit angefangen habe vor Mima.

Ich frage mich aber auch, wie es wäre, wirklich kein Kind zu haben. Klar hat man alle Freiheiten und kann weggehen, so oft und so lange man will. Aber ist das die Erfüllung? Nein! Denn irgendwann war das viele Weggehen langweilig geworden. Außerdem gewinnt man mit Kind (neben dem Kind an sich natürlich) viele schöne Dinge im Leben dazu: Zum Beispiel findet man ziemlich schnell Freunde. Wenn wir unterwegs sind, komme ich mit wildfremden Menschen ins Gespräch, nur weil Mima ihnen freundlich zuwinkt. Ich bekomme Komplimente für mein „süßes Kind“, wenn es sich nicht gerade benimmt wie oben beschrieben. Außerdem habe ich beim Schwangerenyoga, bei Kursen und im Kindergarten viele Kontakte und sogar wertvolle Freundschaften geknüpft. In der Elternzeit habe ich gelernt, gewisse Dinge wieder mit den Augen eines Kindes zu sehen und mehr auf mein Kind, mich und meine Umwelt zu achten, beispielsweise auf die schönen Blumen, die auf dem Spielplatz blühen oder darauf, wie sich Sand in den Händen anfühlt.

Ich sehe, wie Mima mit großer Freude und strahlenden Augen ihr erstes Eis verspeist. Ich merke, wie sie immer mehr versteht, ihre Schuhe schon selbst aus dem Schrank holt und neben den Worten „Mama, Papa, Ball und Wauwau“ jetzt auch „Schuhe“ sagt. Dann bin ich unendlich stolz und freue mich mit. Ich genieße es, sie an den Tagen, an denen wir keine Termine haben, noch ein bisschen in unser Bett zu holen. Neulich wollte ich sie vom Kindergarten abholen. Sie war ganz ins Spiel vertieft. Als ich aber ihren Namen rief, sah sie sofort auf. Ein Strahlen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Sie stand auf und rannte, so schnell es ihre kurzen Beinchen erlaubten, in meine Arme und kuschelte sich ganz fest an mich. Solche intensiven Momente habe ich ohne Kind nicht erlebt. Es sind Momente, die mein Leben bereichern und mich für meine Mühen „belohnen“. Es sind Momente, in denen ich spüre, dass ich mein Kind sehr liebe und mein Kind mich wohl auch.

Deshalb: Je ne regrette rien – ich bereue nichts! Schön, dass du da bist, Mima, auch wenn du mich manchmal auf die Palme bringst.

Osterhase legt besonders schönes „Ei“

Großes Familienfest an Ostersonntag geplant

Bäh! Eigentlich dürfte ich Ostern nicht mögen wegen der vielen Eier, die es dann überall gibt. Ich habe seit meiner Geburt eine Eierphobie. Egal ob hart oder weichgekocht, Spiegel- oder Rührei, für mich käme es einer Dschungelprüfung gleich, ein Ei essen zu müssen. Es wäre in etwa so lecker wie Maden mit Heuschrecken.

Trotzdem liebe ich Ostern – man kann ja durchaus auf Schokoladeneier als Ersatz zurückgreifen 😉 In dem Fest der Auferstehung Christi steckt so etwas wie Neubeginn und Aufbruchstimmung und das mag ich am Frühling. Oft ist es zwar an Ostern noch kalt, aber es liegt immer gute Stimmung in der Luft. In diesem Jahr freuen sich Papa Majsan und ich ganz besonders auf Ostern, denn der Osterhase hat uns ein wirklich schönes, großes „Ei“ ins Nest gelegt: Wir werden an Ostersonntag Paten 😉

Wieder ein Anlass, sich um das Thema „Taufe“ Gedanken zu machen. Schon lange bevor ich Mama wurde, habe ich dazu verschiedene Überlegungen angestellt und auch mit Freunden über das Thema diskutiert. Schließlich haben Papa Majsan und ich uns entschieden, dass Mima getauft wird. Ich selbst habe in den letzten Jahren immer mal wieder mit dem Gedanken gespielt, aus der Kirche auszutreten. Der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche hat mich fassungslos gemacht und über die Sachen, die der Papst so verkündet (Kinder „in Würde schlagen“ und so), müsste ich fast lachen, wenn es nicht so unfassbar traurig und lebensfern wäre. Außerdem ist die Kirche auch eine ziemliche Geldfrage. Als Papa Majsan und ich uns neulich angeschaut haben, was wir in den letzten Jahren an Kirchensteuer bezahlt haben, ist uns fast schwindelig geworden. Was könnte man mit diesem Geld nicht alles anfangen!

Und doch haben wir Mima taufen lassen. Allerdings evangelisch, weil uns die Protestanten doch etwas liberaler vorkommen als die Katholiken. Die Gründe für die Taufe waren vielfältig. Ich finde, dass Wissen über Religionen und Ethik zum Allgemeinwissen zählt und dass es meinem Kind nicht schadet, wenn es später in der Schule den Religionsunterricht besucht. Klar ist der dann konfessionell geprägt, aber mit zunehmendem Alter kann sich Mima ihre eigenen Gedanken dazu machen und sich ihre eigene Meinung bilden. Als Jugendliche habe ich mal zwei französische Kinder betreut, die damals sechs und acht Jahre alt waren. Ich erzählte ihnen, dass bald Weihnachten ist und zeigte ihnen ein Bild von einem Jesuskind in der Krippe. Dazu erklärte ich: „Wir feiern Weihnachten, weil dann Jesus geboren wurde.“ Da fragten mich die beiden katholisch getauften Kindern mit ratlosen Gesichtern: „Wer war denn Jesus?“ Das wird Mima in dem Alter hoffentlich nicht fragen, denn für mich gehört es zum Allgemeinwissen. Einem getauften Kind sollten zumindest die Eltern mal erzählt haben, wer Jesus war. Sonst kann man sich die Taufe auch sparen.

Noch wichtiger als die Wissensfrage war für mich aber die Frage der Gemeinschaft, der Werte und des Zusammenhaltes. Ich weiß nicht, wie viele Tage, Abende und Wochenenden ich als Jugendliche bei der katholischen Jugend verbracht habe. Ich erinnere mich daran, dass es eine der schönsten Zeiten meines Lebens war. Wir hatten damals einen jungen, weltoffenen Vikar, der sogar vor der Kirche mit uns Volleyball spielte und lachte, als der Ball aus Versehen ins Weihwasserbecken flog. Kinder- und Jugendfreizeiten, Spieleabende, Andachten, Kinder- und Jugendmessen – all das hätte es ohne katholische Jugend nicht gegeben. Ich hatte viele Freunde dort und der Zusammenhalt war über Jahre hinweg toll. Jahrelang hingen wir fast jeden Abend im „Heim“ rum, dem katholischen Jugendtreff. Dort waren wir sicher „gut unter“. Gerne gingen wir auch ab und zu zur Messe oder zu den „Frühschichten“ in der Fastenzeit. Das waren kleine Andachten schon morgens um 6 Uhr vor der Schule. Es wurde eine Geschichte vorgelesen, Kerzen angezündet und zum Schluss gab es Nutella-Brote 😉 „Nebenbei“ erfuhr ich in dieser Zeit viel über die Bibel, den Glauben, Gott und Jesus und machte mir so meine Gedanken dazu.

Genau solche Erlebnisse und eine so schöne Zeit wünsche ich auch Mima. Klar kann sie sich auch in Vereinen Freunde suchen oder in der Schule, aber die kirchlichen Unternehmungen waren für mich damals was ganz Besonderes. Nachhaltig geprägt hat mich auch ein „Fall“ eines Mädchens in der Familie. Ihre Eltern hatten sie nicht taufen lassen. Sie sollte später einmal „selbst entscheiden“. Als mit neun Jahren all ihre Klassenkameradinnen zur Kommunion gingen, wollte sie das auch, ließ sich zuerst taufen, ging dann zur Kommunion und war stolz darauf, doppelt Geschenke abgesahnt zu haben. Es kann mir niemand erzählen, dass ein neunjähriges Mädchen diese Entscheidung in ihrer ganzen Tragweite und Bedeutung überblickt. Dann finde ich den umgekehrten Weg besser: Mima wurde als Baby die Entscheidung abgenommen. Sie hat die Möglichkeit, sich in der Gemeinde zu integrieren, zur Konfirmation zu gehen etc. Und wenn sie keine Lust mehr auf Kirche hat, kann sie später gerne austreten. Religionsmündig ist sie mit 14 Jahren und kann dann über einen Austritt selbst entscheiden.

Natürlich ist der wichtigste Grund dafür, sein Kind taufen zu lassen, der Glaube. Ich gebe zu, dass es da bei mir etwas „hapert“. Trotz katholischer Jugend: Gläubig im Sinne der Kirche war ich noch nie. Wohl aber sind für mich Werte wie Nächstenliebe, soziale Verantwortung oder Wertschätzung der Familie bindend und wichtig. Ich glaube einfach an ein höheres Wesen oder eine gute Macht. Wie man die nun nennt, ist für mich zweitrangig. Hier bin ich kein überzeugendes Beispiel für meine Tochter im Sinne der Kirche, aber am liebsten ist es mir sowieso, sie bildet sich ihren eigenen Glauben, so wie ich es auch getan habe. Wir als Eltern können sie nur auf ihrem Weg anleiten. Deshalb haben wir den folgenden Taufspruch gewählt: „Weisheit wird in dein Herz eingehen, und Erkenntnis wird deiner Seele lieblich sein, Besonnenheit wird dich bewahren und Einsicht dich behüten.“ Genau das wünschen wir uns für unser kleines Mädchen.

Nun also eine weitere Taufe an Ostersonntag! Das Patenamt übernehme ich gerne im Sinne der oben genannten Argumente 😉 Vorbereitet bin ich auch. Ich habe eine Taufkerze bestellt, Geschenke gekauft und eine Fürbitte geschrieben. Der Ostergottesdienst wird sicher durch die Taufe besonders feierlich und der Osterhase hoppelt in diesem Jahr etwas mehr in den Hintergrund. Dadurch gewinnt der eigentliche Sinn des Osterfestes wieder mehr an Bedeutung.

Ich wünsche euch allen frohe Ostern und schöne Feiertage (egal ob mit oder ohne Kirche 😉 Gern könnt ihr mir auch eure Kommentare zum Thema Taufe hinterlassen, ich bin gespannt…

Die Osterdeko zaubert hoffentlich den Frühling herbei.

Die Osterdeko zaubert hoffentlich den Frühling herbei.